Alice Ceresa im SLA

Alice Ceresa (1923–2001) machte sich in Italien in den 1960er Jahren einen Namen als experimentelle feministische Autorin. Äusserst selbstkritisch veröffentlichte sie nur wenige literarische Werke, die sich alle mit der Stellung der Frau in der Gesellschaft beschäftigen.

Alice Ceresa
Alice Ceresa, ca. 1975
© Barbara Fittipaldi

Alice Ceresa verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Basel und anschliessend in Bellinzona. Bereits als Jugendliche beabsichtigte sie zu schreiben, nach der Handelsschule in Bellinzona machte sie ihre ersten Erfahrungen als Kulturjournalistin einer Regionalzeitung. 

Trotzschwieriger materieller Lage zog es die rebellische und kulturinteressierte junge Frau bald in die grösseren Schweizer Städte. 1943 wurde ihre erste, in der Zeitschrift «Svizzera italiana» publizierte Erzählung «Gli altri» ausgezeichnet. Unmittelbar nach Kriegsende reiste Alice Ceresa als Auslandkorrespondentin für verschiedene Zeitungen nach Italien und Frankreich. 1950 liess sie sich in Rom nieder und arbeitete unter anderem als Übersetzerin, Verlagsmitarbeiterin und Redaktorin.

Im literarischen Italien profilierte sich Alice Ceresa mit ihrem experimentellen Debutroman «La figlia prodiga» (1967), der als erster Band der Reihe «La ricerca letteraria» bei Einaudi erschien. In der Folge wählte Ceresa die Frauenfrage als einziges Thema, das sie literarisch interpretieren wollte. Die stilistisch-formale Suche nach adäquaten und gleichzeitig innovativen Ausdrucksformen wie auch ihre Kontakte zur italienischen Avantgarde charakterisieren ihr Werk und dessen Rezeption.

Ceresa veröffentlichte einzelne Erzählungen, erst im 1990 erschien, wieder bei Einaudi, ihr zweiter und letzter Roman «Bambine. Geschichte einer Kindheit» (1997). Dank der Übersetzungen ins Deutsche und ins Französische wurde dieser auch in der Schweiz, in Frankreich und Deutschland mit Interesse wahrgenommen. 

Im Nachlass finden sich mehrere nicht veröffentlichte Projekte. Das ironische «Piccolo dizionario dell’ineguaglianza femminile» (Kleines Wörterbuch der weiblichen Ungleichheit) wurde 2007 und 2020 von Tatiana Crivelli herausgegeben.

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Letzte Änderung 24.10.2023

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