Heinrich Federer im SLA

Heinrich Federer (1866−1928) wuchs in Brienz und Sachseln auf. Nach der Weihe zum katholischen Priester war er Kaplan in Jonschwil und später Redaktor der Neuen Zürcher Nachrichten. Nicht erhärtete Vorwürfe der Pädophilie warfen ihn aus der kirchlichen und beruflichen Bahn. Nach entbehrungsreichen Jahren schaffte er 1911 den Durchbruch als Schriftsteller, bald kam er zu hohem Ansehen. 

Heinrich Federer vor dem rauschenden Tosa-Fall im Piemont
Heinrich Federer am Tosafall im Piemont
© Max Wirz, 16. Juli 1916

Die 1909 beim Wettbewerb der Zeitschrift Daheim mit 5000 Reichsmark preisgekrönte Novelle Vater und Sohn im Examen sowie die Lachweiler Geschichten und der Roman Berge und Menschen (beide 1911) führen Federer endlich aus der lange anhaltenden (materiellen) Krise heraus und erlauben ihm eine Schriftstellerexistenz. Er verarbeitet seine Reisen und Wanderungen durch Italien (ab 1903) zu Erzählungen, Feuilletons und Reiseberichten. Sisto e Sesto (1913) gilt als eine seiner bekanntesten Italien-Erzählungen. Die Romane Berge und Menschen sowie Pilatus (1912) brachten dem aktiven Bergsteiger Bestseller-Erfolge in Deutschland, zugleich aber auch die Etikette des Heimatschriftstellers ein. Leicht wurde dabei übersehen, wie radikal Federer in all seinen Werken über die soziale Frage dachte und wie entschieden er auf der Seite der Benachteiligten und Schwachen stand. 

Stark an sein eigenes Erleben und seine Biographie angelehnt sind sein Kindheitsroman Das Mätteliseppi (1916), die Jugenderinnerungen Am Fenster (1927) sowie der unorthodoxe Priesterroman Jungfer Therese (1913) und Papst und Kaiser im Dorf (1924). 1919 verleiht ihm die Universität Bern das Ehrendoktorat, im selben Jahr erwirbt er von den Tantiemen seiner Bücher das Haus an der Bolleystr. 44 in Zürich. 1924 wird er mit dem Gottfried Keller-Preis der Martin Bodmer-Stiftung ausgezeichnet. 

Heinrich Federer stirbt im Rotkreuzspital Zürich am 29. April 1928. In sein violettes Messgewand eingehüllt, wird er auf dem Friedhof Rehalp in Zürich begraben.

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Letzte Änderung 16.12.2020

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