«1961 nach einer Krankheit fing ich an zu schreiben. Vorher dachte ich nie daran, ein Schriftsteller zu werden. […] Diese Krankheit hatte mit den grossen Hohlorganen des Bauches zu tun […]. Ich könnte also zumindest für meine Person bestätigen, dass man alles, was man erfindet, aus dem hohlen Bauch kommt.» (In: Spiele der Macht, 1971)
Bevor Walter Vogt (1927−1988) nach einer Krankheit mit den Arzt- und Patientengeschichten Husten (1965) auf sich aufmerksam machte, hatte er als Röntgenarzt und Familienvater in Bern gelebt. Später betrieb er eine psychiatrische Praxis in Muri bei Bern.
Das Leiden des Einzelnen an den Normen der Gesellschaft, aber auch das blinde Wüten der Mächtigen durchziehen als roter Faden Vogts gesamtes Werk - mit unterschiedlichen stilistischen Ansätzen: der Groteske in Wüthrich (1966), einer fulminanten und bitteren Satire auf Ärzteschaft und Krankenhauswesen; einer Kriminalroman-Ästhetik in Melancholie (1967), Wissenschaftskritik in Der Wiesbadener Kongress (1972), der Politparodie in Schizogorsk (1977).
Viele von Vogts späteren Werken sind autobiografisch gefärbt. Themen wie die eigene Drogenabhängigkeit und Bisexualität, zu denen sich Vogt in den 1980er-Jahren bekannte, tauchen immer wieder auf, sei es in Romanen, exotischen Reisereportagen oder in fantastischen Prosaerzählungen.
In den Jahren der Experimente mit Rauschmitteln macht der Erzähler Vogt dem Tagebuchschreiber Platz: Vergessen und Erinnern (1980), ein autobiographisches Tagebuch, gefolgt von Altern (1981) gehören zur Gattung des Tagebuchs.
Vogt, der nicht nur Prosatexte schrieb, sondern auch mit Dramen, Fernseh- und Hörspielen hervorgetreten ist, gilt als einer der bedeutenden Autoren der Schweizer Literaturszene der 1960er- bis 1980er-Jahre. Er war Gründungsmitglied der Gruppe Olten (Präsident 1976−1980) und gehörte dem Deutschschweizer PEN-Zentrum an.
Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Literaturpreis der Stadt Bern, dem Grossen Literaturpreis des Kantons Bern und dem Bürgerpreis der Marktgemeinde Rauris.