Die Zürcher Konkreten

In der Geschichte der Grafik spielte die Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg eine prägende Rolle. Viele Impulse verdanken Schweizer Grafik und Design den Kunsttheorien und Bewegungen des beginnenden 20. Jahrhunderts, beispielsweise «form follows function» des amerikanischen Architekten Louis Sullivan.

Zwei Stilrichtungen setzten sich besonders durch: Die Zürcher Schule vertrat die Theorien der «Konkreten Kunst», die Basler Schule stützte sich auf die Theorien der «Neuen Objektivität».

Zürcher Konkrete und Zürcher Schule

Ruder Regatta Zürich 1968
Ein bekanntes Plakat von Ernst Keller: Internationale Ruder Regatta Zürich 1968
© Sonia Petignat-Keller

Der Begriff der Zürcher Schule ist an die Theorie der Konkreten Kunst gebunden (Theo van Doesburg, Mitbegründer der Zeitschrift «De Stijl»). Die wesentlichen Merkmale der Plakate der Zürcher Konkreten sind:

  • bestimmt durch Linie, Farbe und Fläche
  • die geometrischen Grundformen Quadrat, Kreis, Dreieck und Viereck
  • klar «lesbare» Räume, nur absolut notwendige Hinweise,
  • asymmetrische Anordnung

Ernst Keller (1891–1968) gilt als einer der Hauptvertreter dieses Stils. Er gründete an der Zürcher Schule für Gestaltung die erste Grafikerklasse der Schweiz. Nach seiner Auffassung musste ein Plakat unmittelbar und mühelos verständlich sein, um eine Wirkung zu erzielen. Die Wahl des Bildes, des Textes, aber auch des Stils, der Farben und der Formen der Komposition spielen hierbei eine grundlegende Rolle.

Keller war wegweisend für eine ganze Künstlergeneration, darunter Max Bill (1908–1994), der nach dem Zweiten Weltkrieg den «Internationalen typografischen Stil», auch «Schweizer Stil» genannt, begründete.

Die Typografie

Ein gut gestaltetes Plakat verbindet Bild- und Textelemente in harmonischer und sich ergänzender Weise. Die zuvor übliche rein bildnerische textfreie Gestaltung war nicht mehr denkbar, da unter dem Einfluss der Bauhaustheorien die Typografie als vollwertiges Gestaltungselement deklariert wurde.

Die Publikation «Die neue Typographie» des Gestalters Jan Tschichold (1902–1974) aus dem Jahr 1928 hat auch heute noch Referenzcharakter. Darin plädiert er für

  • die Betonung der Typografie
  • für eine asymmetrische Komposition
  • für die Verwendung von grafischen Balken
  • für einfache und klare Lösungen

Während die Zürcher Schule die Typografie betont und zur Abstraktion tendierte, entwickelte die Basler Schule einen auf dem Stil der «Neuen Sachlichkeit» aufbauenden Realismus.

Letzte Änderung 07.12.2018

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