Das Sachplakat 1920–1950

Unter der sogenannten «Basler Schule» sind herausragende Gestaltungen von Sachplakaten ab 1920 bis 1950 zu verstehen. Sie bestechen durch knapp gehaltene Bild-Text-Botschaften für Produktewerbung.

Folgende Merkmale zeichnen die «Basler Schule» aus:

  • ein einzelnes, überdimensioniertes, vereinfachtes, realistisches Motiv
  • einen knapp gehaltenen Text (oft nur der Namen einer Marke) als Werbespruch oder Parole
  • die Idee, ein Symbolbild zu schaffen, mit dem eine Marke assoziiert wird.

Die Werbung

PKZ 1928
Werbeplakat für PKZ von Otto Morach, ca. 1928
© Hugo Stüdeli

Um Waren zu verkaufen und sich von der Konkurrenz abheben zu können, wurde Werbung zu Beginn des 20. Jahrhunderts unerlässlich. Das war der Beginn der Werbung im modernen Sinn.

Bereits die ersten Farblithografie-Plakate mit Text und Bild waren weit mehr als blosse Informationsmedien, nämlich raffinierte, die Phantasie anregende Mittel einer Konsum-Anreizstrategie. Die gestalterischen Strategien des Sachplakates entsprachen den Zeichen der Zeit geradezu perfekt. Das Plakat wurde Teil des modernen Marketings und wurde dabei analog zu den Produkten, die es bewarb, selber zu einem typisch schweizerischen Qualitätsprodukt.

Ein Beispiel dafür ist das 1952 von Herbert Leupin (1916–1999) gestaltete Plakat für die Füllfederfabrikation Pelikan. Es zeigt den Vogel mit der Feder im Schnabel und dem Tintenfass als Flügel und kommt damit mit sehr wenig Text aus. Die Werbebotschaft ist einfach: Tier = Marke. Der Konsument sollte beim Kauf einer Füllfeder zu der Marke geführt werden.

Die Neue Sachlichkeit

Leupin Herbert, Pelikan, Wer schreibt, braucht Pelikan, 1952, Farblithographie, 128 x 90,5 cm
Werbe-Plakat von Herbert Leupin für Pelikan-Füllfedern, ca. 1952
© by Collection HERBERT LEUPIN

Das Sachplakat basiert auf dem Stil der «Neuen Sachlichkeit», der sich nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland als Reaktion auf den Expressionismus entwickelt hatte und für die Rückkehr zum Realismus und zum Alltäglichen steht. Deren Vertreter wollten die Wirklichkeit sachlich und ohne Schminke darstellen. Ihre Kompositionen sollten so einfach, realistisch und objektiv wie möglich sein, damit die Wirksamkeit der Botschaft unmittelbar ist.

Die wichtigsten Schweizer Repräsentanten dieser Bewegung sind:

  • Niklaus Stoecklin (1896–1982): er übte als Lehrer an der Basler Schule für Gestaltung einen wesentlichen Einfluss auf eine ganze junge Generation von Grafikern aus und setzte vor allem die Leitsätze der objektiven Darstellung und der sozialen Fragestellungen im Sachplakat um.
  • Donald Brun (1909–1999) und Herbert Leupin (1920–1999): beide Schüler Stoecklins, wurden rasch zu den wichtigsten Vertretern der Basler Schule. Sie mischten dem neuen Stil eine Note Schalk und Humor bei. Sie stellten die Schönheit des gewöhnlichen Gebrauchsgegenstands dar, indem sie ihn zur Ikone erhoben und ihn mit einer visuellen Metapher verkauften.

Dieser Stil hat das schweizerische und das internationale Schaffen geprägt und entsprach der letzten grossen Zeit des lithografierten Plakats, das später vom Offsetdruck-Verfahren abgelöst wurde. Dadurch wurde die Gestaltung weniger von den Farbverfahren abhängig, was jedoch mit der Einbusse der Leuchtkraft einherging.

Letzte Änderung 07.12.2018

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