Hermann Burgers «Lokalbericht»

SNF- Projekt für eine digitale textgenetische Edition von Hermann Burgers frühem Romanversuch (Laufzeit: 2013–2016)

Inhaltsverzeichnis zum ersten Teil des «Lokalberichts»
Inhaltsverzeichnis zum ersten Teil des «Lokalberichts»

Zwischen 1970 und 1972 hat der Schweizer Schriftsteller Hermann Burger (1942–1989) seinen ersten Roman geschrieben, der zu Lebzeiten jedoch unveröffentlicht geblieben ist. Der maschinengeschriebene Text trägt den Titel «Lokalbericht» und befindet sich heute – ebenso wie dessen zahlreiche Vorstufen – in Burgers Nachlass. Ziel des Forschungsprojekts ist es nun, binnen 3 Jahren die Entstehungsgeschichte dieses Romans zu rekonstruieren und das Resultat in Kooperation mit dem Cologne Center for eHumanities (CCeH), Universität zu Köln als textgenetische Erstausgabe in elektronischer Form online zugänglich zu machen sowie komplementär die editorisch erschlossene Version der Transkription in Buchform zu veröffentlichen. Dieses Vorhaben dient mehreren Zwecken: Mit Blick auf die Schreibprozessforschung vermag es aufgrund der ungewöhnlich reichhaltigen Belegdichte von Burgers Nachlass beispielhaft zur Erhellung der Textentstehung beizutragen. Mit Blick auf die schriftstellerische Entwicklung Burgers wiederum erweist sich das Typoskript des «Lokalberichts» als eine Art ‹missing link› zwischen der weitgehend traditionellen Poetik seiner Prosastücke «Bork» (1970) und der Artistik des Romans «Schilten» (1976). Die geplante Edition schliesst demnach eine Lücke im Gesamtwerk des Aargauers und zeigt zugleich auf, dass der Wechsel zu seinem charakteristischen Stil keineswegs sprungartig erfolgte. Bereits in seinem ersten Roman nämlich übt sich Burger in sein autoreflexives Schreibverfahren ein, wird doch im Text ständig auch dessen Entstehungsprozess thematisiert. Diese textuelle Eigenart verlangt dementsprechend nach einer Editionstechnik, welche die wechselseitige Abhängigkeit von Schreibpraxis und Poetologie für die Benutzenden nachvollziehbar werden lässt, und genau das ermöglicht die digitale Aufbereitung und Präsentation des Textkorpus: Zum einen wird via Faksimilierung der Dokumente (Digitalisate) die Materialität von Burgers Schreibprozess sichtbar gemacht, zum anderen werden die komplexen Abhängigkeitsverhältnisse der einzelnen Textstufen zueinander abgebildet. Zudem ist auf diese Weise auch die Nutzbarkeit der Edition nachhaltig gewährleistet.

Für eine ausführlichere Projektbeschreibung vgl. Wieland, Magnus & Zumsteg, Simon: «Hermann Burgers ‹Lokalbericht›: Von der Archivfiktion zur Archivedition», in: Germanistik in der Schweiz 9 (2012), S. 91–109.

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