Rudolf Probst befasst sich mit der unzuverlässigen und zugleich kreativen Erinnerung bei Dürrenmatt.
Im Laufe der Entstehung seiner Autobiographie Stoffe reflektiert Dürrenmatt wiederholt und in zunehmenden Masse seine Erinnerungstätigkeit, die eine Voraussetzung für das Gelingen einer (konventionell angelegten) Autobiographie ist: Das Gedächtnis will in der Erinnerung in irgendeiner Form «Wirklichkeit» und nicht «falsche Rekonstruktionen» abbilden. Das Referat soll die vage formulierte These von der Unzuverlässigkeit der Erinnerung und ihrer eher produktiven statt reproduktiven Kraft bestätigen und präziser bestimmen.
Im Text Querfahrt schildert Dürrenmatt in scheinbar willkürlich-assoziativer Weise autobiographische Begebenheiten und verknüpft sie mit der Nacherzählung von ungeschriebenen Stoffen.
An diesem Stoff Querfahrt soll – durch die Skizzierung der Textentwicklung der Erinnerungsthematik in ihrer Genese und durch die Illustration von Beispielen aus der im Entstehen begriffenen Online-Edition zum Stoffe-Projekt – exemplarisch untersucht werden, wie Dürrenmatt die Funktion der rückblickenden Erinnerung begreift und wie sich seine Überlegungen im Schreibprozess manifestieren.
Zur Person: Rudolf Probst ist Leiter des Dienstes Erschliessung und Nutzung im Schweizerischen Literaturarchiv. Er hat zu Dürrenmatt promoviert und betreut gemeinsam mit Ulrich Weber den literarischen Nachlass Dürrenmatts. Im Herbst erscheint die von ihm mitherausgegebene 5-bändige textgenetische Auswahledition des Stoffe-Projekts (Diogenes), verbunden mit einer erweiterten Online-Präsentation.
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Donnerstag, 12. November 2020, 18.15 – 20 Uhr.
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