Adelheid Duvanel (1936–1996) ist seit der Publikation ihrer «Sämtlichen Erzählungen» unter dem Titel «Fern von hier» (Limmat 2021) in aller Munde. Die 53. Ausgabe der SLA-Zeitschrift «Quarto» präsentiert neue Zugänge zu ihrem Werk und wagt einen Blick in den Nachlass, der bisher weitgehend unbekannte Seiten der Künstlerin zutage fördert: ein umfangreiches zeichnerisches Werk, dazu aufschlussreiche Briefe und humorvolle Kolumnen, die doch Tiefgang besitzen.
Die Archivschachteln, in denen sich Adelheid Duvanels Nachlass befindet, sind gefüllt mit bisher kaum bekannten Werkbestandteilen. Duvanel bediente verschiedene Medien und zog in ihnen jeweils eigene ästhetische Register: Ihre Erzählungen sind zumeist höchst verknappt und andeutungsreich, die unter Pseudonymen erschienenen Kolumnen von einer grossen Leichtigkeit und voller Humor, die Briefe ausführlich, teilweise in freundlichem, auch beschönigendem Plauderton, dann wieder in einer schonungslosen Offenheit äusserst beelende Zustände schildernd, die Bilder sind kontrastreich und farbenfroh, doch so gar nicht froh in den oftmals schockierenden Szenen, die sie zeigen.
Das vorliegende Quarto möchte diesen Aspekten von Duvanels Gesamtwerk gerecht werden und das Bild-, Brief- und Kolumnenwerk erstmals an die Seite des Textwerks stellen. Das Bildprogramm besteht aus Zeichnungen aus dem Nachlass – Duvanels ganz eigene Bildsprache wird in den grossformatigen Abbildungen greifbar, die das Quarto durchziehen. Die Bildergeschichte «Käthy und Peter», die vollständig ins Heft aufgenommen wurde, schuf Duvanel 1968 auf Formentera für ihre kleine Tochter. Sie zeigt, dass Duvanel nicht nur in immer neuen Variationen über, sondern auch für Kinder schreiben konnte.
Die Textbeiträge stammen sowohl von Personen, die Duvanel schon zu Lebzeiten förderten, sich aber schon länger nicht mehr zu ihr geäussert haben, als auch von jüngeren Forscherinnen und Forschern. In die Editionen des Brief- und des Kolumnenwerks, die in der näheren Zukunft erscheinen werden, wird exklusiv Einblick gegeben. Dazu kommen Beiträge zum noch wenig erforschten Bildwerk und zum Abschluss wird, typisch für Quartos, künstlerischen Auseinandersetzungen mit Duvanel Raum gegeben.
Beiträgerinnen und Beiträger des Quartos sind Caspar Battegay, Angelica Baum, Catherine Fagnot, Michael Fehr, Silvia Henke, Monika Jagfeld, Friederike Kretzen, Valerie Meyer, Joanna Nowotny, Beatrice von Matt, Peter von Matt und Christine Weder.