Mythos Gotthard: Die Schweiz als Festung

« Canon de 8,4 cm sur affût à pivot central (dit «à crinoline») dans le voisinage immédiat du fort Bäzberg. En arrière, le village de Hospenthal et la route du Saint-Gotthard », photographe inconnu, Walter Lüem, « Les origines de la fortification du Saint-Gothard : "Qui tient le Saint-Gothard, tient la Suisse" », in : Revue Militaire Suisse 137 (1992), fasc. 5, pp. 35-41, © Revue militaire suisse © Revue militaire suisse, photo : p. 38
Eine Kanone bei der Festung Bäzberg zielt in Richtung Hospental und den Gotthardpass, © Revue militaire suisse
Das Gotthardmassiv stand sowohl geografisch als auch psychologisch im Zentrum, als sich die Schweizer Armee angesichts der Bedrohung durch die Achsenmächte 1940 auf die Verteidigung des Alpenraumes konzentrierte. Dieser Rückzug ins Réduit war politisch nicht unbestritten, wurde von der Bevölkerung jedoch mehrheitlich akzeptiert. Gemäss Hans Senn (1918-2007), Berufsmilitär und Militärhistoriker, erreichte das Réduit 1942 «dank abnehmender Bedrohung seitens der Achsenmächte, Fertigstellung der Befestigungen und wirtschaftlicher Kooperation mit Deutschland und Italien seine volle Wirkung.»

In mentalitätsgeschichtlicher Hinsicht entfaltete das Réduit seine grösste Wirkung erst später, zum nationalen Mythos wurde es gemäss Senn erst in der Nachkriegszeit.

Zur Verteidigungsbereitschaft gehörte, dass der Gotthardpass und andere strategische Verkehrswege vermint wurden. Im Angriffsfall sollten sie unpassierbar gemacht werden sollten. «Die intakte Gotthardlinie ist damit eine wichtige Verbindung im Güteraustausch zwischen den Achsenmächten Deutschland und Italien, gleichzeitig aber ein Pfand in der Hand der Schweiz.» (Haudenschild (2007), S. 8)

Der Glaube an die Unbezwingbarkeit des Réduits und damit der Schweiz beruhte nicht auf militärischer Überlegenheit, sondern auf der Bereitschaft zum Selbstopfer nach dem Vorbild des legendären Arnold Winkelried: «Als nationales Symbol für die Opferbereitschaft im Namen der Freiheit erlebte die Figur des Winkelried im 20. Jahrhundert in der Geistigen Landesverteidigung einen nächsten Höhepunkt.» (Waser, in HLS)

Was die Sprengfallen in den Kunstbauten anbelangt, so wurden diese nach 1945 nicht nur beibehalten, vielmehr wurden im Kalten Krieg zusätzliche errichtet. Erst nach dem Fall der Berliner Mauer erfolgte die «Desarmierung», und 20 Minuten online verbreitete am 17. September 2014 die Nachricht: «Sprengstoff aus letzter Rheinbrücke entfernt».

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