Der Autobahntunnel von 1980

Le tunnel routier du Gothard était inauguré le 5 septembre 1980, Photograph inconnu, « Gothard : Une fête pour la Suisse et pour le génie humaine », in : Le Nouvelliste et Feuille d’avis du Valais 13e année, no. 207 du 6/7 septembre 1980, p. 1 © Le Nouvelliste
Die Walliser Zeitung © Le Nouvelliste begrüsst den Gotthardstrassentunnel in ihrer Ausgabe vom 6. / 7. September 1980 mit Begeisterung
Am 5. September 1980 wurde der Gotthard-Strassentunnelmit einem Volksfest bei den beiden Tunnelportalen im Süden und im Norden eröffnet. Mit 16,9 Kilometern war er damals der längste Autotunnel der Welt.

Über den Tunnel und das Fest hat die Walliser Zeitung Nouvelliste am folgenden Tag bemerkenswert kontroverse Beiträge veröffentlicht: Auf der Titelseite wird die Einweihung als Fest der Schweiz und der menschlichen Geistesgrösse bezeichnet. Ganz auf dieser Linie bewegt sich Erix Eisners Bericht auf Seite 35.
Gleichenorts holt der Kommentator pf. zu einem verbalen Schlag aus gegen die «ökologisch-sozialen Kassandrarufe» aus der Deutschschweiz. Stattdessen beschwört er den Mut und den Erfindergeist der Konstrukteure, deren Leistungen die Schweiz berühmt gemacht hätten.

Diese Kritik bezieht sich auf den Artikel Das Ereignis der Woche, der zwei Seiten weiter vorne abgedruckt ist. Darin bezeichnet der pseudonyme Autor Victor den Gotthardstrassentunnel als verkehrspolitisch konzeptloses und teures Geschenk an die Gotthardlobby.

Bereits lange vor der Eröffnung des Strassentunnels am Gotthard äusserte sich Peter Püntener, dipl. Ing. am Institut für Strassenbau an der ETH Zürich, kritisch zur Leistungsfähigkeit eines solchen Bauwerks. Mit seinem Beitrag in der Schweizerischen Bauzeitung vom 18. Mai 1967 reagierte er auf die Botschaft des Bundesrates vom 22. Dezember 1964 zum Bau des Gotthardstrassentunnels. Püntener prognostiziert: «Die Eröffnung des Gotthard-Strassentunnels wird den Verkehr sprunghaft anwachsen lassen. Viele Automobilisten, die infolge der prekären Verkehrslage den Gotthard gemieden haben, werden wieder dorthin zurückkehren; für den Schwerverkehr wird der Tunnel einen ganz besonderen Anreiz bilden.» Der Autor kommt zum Schluss, dass die Kapazität des Strassentunnels schon bald nach dessen Eröffnung erschöpft wäre, erst recht beim Verzicht auf den damals noch bestehenden Bahnverlad.

Gut 30 Jahre später ertönte der Ruf nach Kapazitätserweiterung auch im nördlichen Gotthardkanton Uri: Kampf dem Stau: Urner Politiker fordern zweite Röhre, titelte der Beobachter in seiner Ausgabe vom 15. Mai 1998.
 

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