E wie Einstein. Die Dramaturgie des Zufalls – Dürrenmatt und die moderne Physik. Eduard Kaeser

Welche Rolle spielte Einstein für Dürrenmatt? Im Rahmen der Ringvorlesung zu Dürrenmatts 100. Geburtstag fragt Eduard Kaeser nach Parallelen und Unterschieden zwischen dem Denken Dürrenmatts und der modernen Physik.

Die Welt der Atlasse, 1978
Friedrich Dürrenmatt: Die Welt der Atlasse, 1978 (Detail).
© Centre Dürrenmatt Neuchâtel/Schweizerische Eidgenossenschaft

Einstein hatte sich nie mit dem Gedanken eines würfelnden Gottes anfreunden können. Sein ganzes Leben lang widersetzte er sich einer bestimmten Interpretation der Quantentheorie, wonach in der Mikrowelt der Zufall Regie führt – also quasi die Würfel Gott spielen. Dürrenmatt hat diese Idee erzählerisch variiert, etwa im Roman „Das Versprechen“. Darin gelingt es Kommissar Matthäi fast, einen Serientäter mit wissenschaftlichen Profiliermethoden zur Strecke zu bringen; aber der Kriminelle kommt vorher zufällig durch einen Verkehrsunfall ums Leben. 

In der Quantenphysik gilt: Alles, was theoretisch möglich ist, geschieht auch – mehr oder weniger wahrscheinlich. Selbst das scheinbar Absurdeste kann geschehen. Man muss nur die nötigen experimentellen Bedingungen dazu schaffen. Das musste Dürrenmatt faszinieren. Er lässt das Mögliche – also auch das Absurde - unter literarischen Bedingungen Wirklichkeit werden. Dürrenmatt ist der Quantentheoretiker unter den modernen Schriftstellern.

Eduard Kaeser
Fotoporträt Eduard Kaeser
© Eduard Kaeser

Zur Person: Eduard Kaeser, Dr. phil., Philosoph, Physiker und Jazzmusiker, schreibt regelmässig Essays für verschiedene Medien. Zuletzt erschienen: Ich trotze, also bin ich. Philosophische Alltagsanfälle (Schwabe, 2019).

Besuch

Donnerstag, 1. Oktober 2020, 18.15 – 20 Uhr.

Schweizerische Nationalbibliothek, Saal Dürrenmatt

Einlass nur mit Anmeldebestätigung möglich.
Die Platzzahl ist aufgrund von COVID-19 stark beschränkt.
Anmeldung bis am Vortag, 12.00 Uhr via 

Die Plätze werden per E-Mail bis Mittwoch, 30. September, 18 Uhr bestätigt.

Die Vorlesung ist öffentlich und die Teilnahme kostenlos. 

Das Tragen einer Hygienemaske ist obligatorisch.

Kontakt

Schweizerische Nationalbibliothek
Schweiz. Literaturarchiv
Irmgard Wirtz
Hallwylstrasse 15
3003 Bern
Schweiz
Telefon +41 58 462 89 72
Fax +41 58 462 84 08
E-Mail

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