Im Rahmen der Ringvorlesung zum 100. Geburtstag von Friedrich Dürrenmatt geht Lucas Marco Gisi der Frage nach, was es mit den Autorfiguren in Dürrenmatts Werk auf sich hat.
Auffallend häufig treten in Friedrich Dürrenmatts Theaterstücken und Kriminalromanen Autoren auf. Mal begegnen wir einem gescheiterten und verkommenen «Wortsteller», der sich durch seine Lebensuntauglichkeit lächerlich macht (Der Verdacht), mal schauen wir einem gefeierten Nobelpreisträger dabei zu, wie er vergeblich in die Bedeutungslosigkeit zu verschwinden versucht (Der Meteor). Anhand solcher Figuren parodiert Dürrenmatt gesellschaftliche Vorstellungen von Autorschaft, reflektiert aber auch sein Selbstverständnis als Autor. Sind im frühen Werk die spielerischen Momente dominierend, so bestimmt eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Instanz, die von sich als einem «Ich» spricht, das Spätwerk nach der ‘autobiographischen Wende’.
In der Vorlesung wird auf die folgenden drei Aspekte genauer eingegangen: In einem ersten Schritt wird Dürrenmatts Verständnis von Autorschaft anhand seiner literaturtheoretischen Essays und der Interviews rekonstruiert. Daran anschliessend werden zweitens ausgewählte Autorfiguren genauer analysiert und auf ihre Funktion innerhalb der jeweiligen Werke hin befragt. Schliesslich soll drittens nachgezeichnet werden, wie Dürrenmatt seinem autobiographischen «Stoffe»-Projekt eine Autor-Fiktion zugrunde gelegt hat.
Zur Person: Lucas Marco Gisi, Dr. phil., ist Co-Leiter des Diensts Forschung und Vermittlung im Schweizerischen Literaturarchiv und Lehrbeauftragter für Neuere deutsche Literatur an der Universität Neuchâtel. Er hat einen Beitrag zu Friedrich Dürrenmatts Soziologie der letzten Mahlzeit in der Begleitpublikation zur Ausstellung Le grand festin im Centre Dürrenmatt veröffentlicht (Cahier du CDN N° 23, 2019).
Besuch
Donnerstag, 15. Oktober 2020, 18.15 – 20 Uhr.
Schweizerische Nationalbibliothek, Saal Dürrenmatt
Einlass nur mit Anmeldebestätigung möglich.
Die Platzzahl ist aufgrund von COVID-19 stark beschränkt.
Anmeldung bis am Vortag, 12.00 Uhr via
Die Plätze werden per E-Mail bis Mittwoch, 14. Oktober, 18 Uhr bestätigt.
Die Vorlesung ist öffentlich und die Teilnahme kostenlos.
Das Tragen einer Hygienemaske ist obligatorisch.
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