«Cabaret Voltaire»: Eine Revue der frühen Avantgarde
Christa Baumberger und Magnus Wieland
Zunächst aber wird das Magazin an der Grossen Soiree der Künstler-Gesellschaft Voltaire am 31. Mai 1916 präsentiert, am selben Abend, als mit den «Poèmes simultans» und dem «Concert bruitiste» auch die Lautdichtung Eingang ins dadaistische Repertoire findet. Das Heft, so der Herausgeber Hugo Ball im programmatischen Editorial, soll die «Aktivität und die Interessen des Cabarets bezeichnen». Es hat zum Ziel, «über den Krieg und die Vaterländer hinweg an die wenigen Unabhängigen zu erinnern, die andern Idealen leben». Ball wendet sich ausdrücklich gegen eine «nationale Interpretation der Sammlung» und verwahrt sich dagegen, zu einer «deutschen Mentalität» gerechnet zu werden. Passend dazu wird die Deutsche Emmy Hennings im Impressum kurzerhand als Heimatlose aufgeführt.
Die Beiträge widerspiegeln die Vielfalt der Soireen und Ausstellungen im Kabarettlokal. Hier wie dort ist die künstlerische und literarische Avantgarde der Zeit versammelt: vom Expressionismus über den Kubismus bis zum Futurismus. Ein Simultangedicht von Huelsenbeck, Janco und Tzara macht den Auftakt, es folgen Prosatexte und Gedichte von Ball, Apollinaire, Hennings, van Hoddis, Kandinsky. Daneben stehen Abdrucke von Zeichnungen und Collagen von Picasso, Modigliani, Arp oder Otto van Rees sowie Bilder von Hennings‘ Dada-Puppen. Ein Holzschnitt von Marcel Slodki ist ebenso vertreten wie die futuristische Parole in libertà von Marinetti und Cangiullo.
Der letzte Text ist ein Dialog zwischen einem Kutscher (Huelsenbeck) und einer Lerche (Tzara). Eigentlich handelt es sich um eine verkappte Anzeige für Tzaras neue Zeitschrift «Dada», die Ball schon im Editorial des Heftes ankündigt. Das Ereignis wird hier aber in die Metaphorik einer phantastischen Geburt gekleidet, die auch ein Paradebeispiel dadaistischer Unsinnspoesie ist.
Die Ausstellung «DADA original» wird vom 7.3.-28.5.2016 in der Schweizerischen Nationalbibliothek gezeigt.
Die Zeitschrift «Cabaret Voltaire» ist dort als Wandzeitung zu sehen.
Öffentliche Führungen am 23.3. und 20.4. um 17 Uhr, 27.5. um 16 Uhr.
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