Auf der Suche nach der Faszination der Berge

Die Berge üben seit dem 19. Jahrhundert eine starke Anziehungskraft auf die Menschen aus. Die Schweiz mit ihren vielen Gipfeln ist ein begehrter Ort, um die diese zu besteigen. Alpinismus gehört zu den lebendigen Traditionen der Schweiz und wurde 2019 in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Graber vor Gletschertor
Sinnbildlich für die Faszination der Alpen: Die Fotografien des Schriftstellers Alfred Graber. Graber unterhalb des Langgletschers im Lötschental (1950), (Quelle: SLA-Graber)
© Schweizerische Nationalbibliothek, Alfred Graber

Alpinismus zählt zu den «Lebendigen Traditionen» der Schweiz, welche das Bundesamt für Kultur bestimmt und auf der gleichnamigen Seite beschrieben hat. Wie kommt das?

Die Menschen waren nicht immer von den Bergen fasziniert. Bis zum Ende des Mittelalters galten sie als gefährlich und unheimlich. Viele glaubten, dass dort Dämonen und andere Wesen lebten. Deshalb blieben die Menschen den Bergen fern. Erst in der Zeit der Aufklärung, also gegen Ende des 18. Jahrhunderts, begannen Forscher, die Berge aus Interesse an der Natur zu erkunden. So änderte sich langsam das Bild der Bergwelt.

Alpinismus bedeutet, sich in weglosem Gelände der Berge zu bewegen, mit der Möglichkeit auf Gletscherspalten, Steinschläge, etc. zu stossen. Demnach unterscheidet sich der Alpinismus vom Bergwandern auf ausgebauten Wegen und Alpinskifahren auf gesicherten Pisten. Alpinistinnen und Alpinisten müssen Kenntnisse zum Umgang mit der Ausrüstung wie Seil, Pickel und Steigeisen besitzen, sowie sich mit Aufstiegstechniken auskennen. Wichtig sind im alpinen Gelände das Orientierungsvermögen und ein gutes Gespür für die besten Routen.

Das Matterhorn und das «Goldene Zeitalter des Alpinismus»

Graber mit Karte
Alfred Graber sitzt am Höhenweg im
Lötschental und konsultiert seine
Karte (1950), (Quelle: SLA-Graber)
© Schweizerische Nationalbibliothek, Alfred Graber

Alpinismus wurde Mitte des 19. Jahrhunderts populär. Es begann das sogenannte Goldene Zeitalter des Alpinismus. Die Gesellschaft sah die Alpen als «Spielplatz Europas». Alpinisten und einige wenige Alpinistinnen lieferten sich einen Wettlauf um die Erstbesteigungen der Hauptgipfel. Allein zwischen 1850 und 1865 standen auf 30 Schweizer Drei- und Viertausendern erstmals Menschen. Den Abschluss dieser Phase bildete die Erstbesteigung des Matterhorns.

Diese Erstbesteigung gehört in der Schweiz zu den bekanntesten. Jahrelang scheiterten verschiedene Expeditionen, ehe es der Engländer Edward Whymper und seine Begleiter 1865 auf den Gipfel des Matterhorns schafften. Beim Abstieg stürzten jedoch vier Mitglieder der siebenköpfigen Gruppe ab, Whymper und zwei andere Männer wurden aufgrund eines Seilrisses nicht mit in die Tiefe gezogen und überlebten. Der Berg bleibt gefährlich: Seit der Erstbesteigung kamen am Matterhorn über 500 Menschen um, mehr als an allen anderen Gipfeln der Welt. 

Frauen in der Geschichte des Alpinismus

Berge im Lötschental
Aussicht auf den Langgletscher und Lötschenlücke (1950), (Quelle: SLA-Graber)
© Schweizerische Nationalbibliothek, Alfred Graber

Frauen waren schon von Anfang an bei Bergexpeditionen dabei, wenn auch in der Unterzahl. Ihre Beteiligung wurde jedoch selten erwähnt oder dokumentiert. Die Existenz von Bergsteigerinnen stellte für viele Männer einen Angriff auf ihre männliche Identität dar, denn Bergsteigen war für sie «Männersache». Die Statuten des 1863 gegründeten Schweizer Alpen-Clubs (SAC) beschränkten eine Mitgliedschaft nicht bloss auf Alpinisten. Die Gründer gingen jedoch selbstverständlich von einem SAC als «Männerbund» aus. 1907 wurden Frauen offiziell aus dem Verein ausgeschlossen. Als Reaktion darauf bildeten sie 1918 ihren eigenen Verein, den Schweizerischen Frauen-Alpen-Club (SFAC). Fusioniert wurden die beiden Alpen-Clubs erst 1980.

Angesichts der historischen Entwicklungen ist es nicht überraschend, dass im Alpinen Museum der Schweiz nur wenige Nachlässe und Geschichten von Frauen gezeigt werden. Um diese Lücke zu füllen, rief das Museum im Rahmen der Ausstellung «Frauen am Berg» Alpinistinnen dazu auf, online Objekte und Andenken für das sogenannte Fundbüro für Erinnerungen zu teilen.   

Veränderungen im Alpinismus bis heute

Das Interesse der Bergsteigerinnen und Bergsteiger hat sich nach dem Höhepunkt des Goldenen Zeitalters des Alpinismus auf die Erstbesteigungen von aussereuropäischen Gipfeln und auf technisch anspruchsvollere Routen konzentriert. Ab den 1970er Jahren wird Alpinismus als Breiten- und Extremsport weltweit ausgeübt. 

Wandergruppe am Bergsee
Drei Wanderer mit Hund rasten an einem
Bergsee im Lötschental (1950),
(Quelle: SLA-Graber)
© Schweizerische Nationalbibliothek, Alfred Graber

Heute boomt der Alpintourismus. Durch die Beliebtheit des Sports gibt es immer mehr Menschen in den Alpen, die mit wenig Erfahrung und ohne Bergführerinnen und Bergführer unterwegs sind. Allerdings bleibt dies auch mit moderner Ausrüstung, GPS und Karten auf dem Smartphone gefährlich.

Literatur und Quellen

Letzte Änderung 30.04.2025

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