Quarto 45 / 2018, Rundreise am Lago Maggiore

Blick auf den Lago Maggiore mit Brissago-Inseln.
Brissago-Inseln
© Foto: Annelies Štrba

Lago Maggiore – ein See, eine Verheissung, Fluchtpunkt und Sehnsuchtsziel unzähliger Südenreisender seit dem 18. Jahrhundert.

Die reale Landschaft und die literarischen Bilder haben sich längst überlagert. Der Lago Maggiore ist zu einem Schauplatz der Weltliteratur geworden: Goethe und Jean Paul haben ihn um 1800 bereits zu einem «Italien der Imagination», verklärt. Um 1900 wird das Nordufer um den Monte Verità sodann zum Rückzugsraum für zivilisationsmüde Ankömmlinge von nördlich der Alpen, später suchen Verfolgte der beiden Weltkriege Schutz am sicheren Schweizer Ufer, und ab den 1960er-Jahren bricht der Kontrast zwischen Realität und Sehnsuchtsort, zwischen dem Jet-Set-Treffpunkt Ascona und dem traditionsverbundenen, agrar strukturierten Hinterland Locarnos mit Heftigkeit auf.

Hundert Jahre später, um 2000, scheint der Lago Maggiore allseits bekannt. Gibt es überhaupt noch weisse Flecken in der «imaginär-realen» Topografie dieses Sees? Das neue Quarto lädt zu
einer Rundreise um den Lago Maggiore ein, es gibt viel Unbekanntes zu entdecken.
 
Der erste Schwerpunkt «Aussteigen am Lago Maggiore» erweitert das bekannte Aussteigerparadies Monte Verità und stellt weniger bekannte Alternativszenarien vor. «Lago Maggiore (k)ein Paradies?» – der zweite Schwerpunkt – thematisiert die Spannung zwischen Realität und Sehnsuchtsort: einerseits die Armut und die schwierigen Lebensumstände in den von Auswanderung bedrohten Tälern im Hinterland von Locarno, andererseits die Überflutung der scheinbar intakten Naturräume durch Touristen von nördlich der Alpen. Und der dritte Schwerpunkt beleuchtet die Rolle des Lago Maggiore im Kontext von Flucht, Exil und Migration im 20. Jahrhundert und insbesondere zur Zeit des Dritten Reiches.

https://www.nb.admin.ch/content/snl/de/home/ueber-uns/sla/publikationen/quarto/quarto--bisherige-nummern/quarto-45.html