Bergsteiger, Lebenskünstler, Notizenschreiber: Die Ausgabe 36 von «Quarto» wirft frische Blicke auf das Werk des Schweizer «Kellerphilosophen» Ludwig Hohl.
Das Schweizerische Literaturarchiv widmet die 36. Ausgabe seiner Zeitschrift Quarto dem Schweizer Schriftsteller und «Penseur» Ludwig Hohl (1904-1980). Nach langjährigen Aufenthalten in Paris, Wien und Den Haag liess Hohl sich schliesslich unter prekären Bedingungen in Genf nieder. Dort hauste er in einem Kellergeschoss an der Rue David Dufour und erlangte als «Kellerphilosoph» Kultstatus.
Ein Schwerpunkt im Heft gilt Hohls philosophischem Haupt- und Lebenswerk Die Notizen, das aus Tausenden von Zetteln mit Aufzeichnungen und Betrachtungen besteht. Die Notizen sind bis heute nicht ausreichend erforscht. Quarto 36 vereinigt nun zahlreiche Beiträge dazu. Viele sind aus Referaten an der wissenschaftlichen Gedenkveranstaltung hervorgegangen, die 2010 im Rahmen des SNF-Projekts Die Philosophie Ludwig Hohls in den «Notizen» an der Universität Luzern veranstaltet wurde.
In einer Reihe weiterer Artikel bietet das Heft aber auch neue Einblicke in Ludwig Hohls Körperkult, seine Bergsteigerei und seine frühen «Epischen Grundschriften». Auch Hohls Verhältnis zum Dichterkollegen Friedrich Dürrenmatt sowie die Rezeption seiner Denkprosa bei Reto Hänny im (sub)kulturellen Umfeld der 1980er Jahre werden thematisiert.
Der Autor selbst kommt ebenfalls zu Wort: Eröffnet wird die Ausgabe durch einen exklusiven Teilabdruck der in dieser Form bislang unpublizierten Gespräche, die der Filmemacher Alexander J. Seiler im Jahr 1978 mit ihm führte. Und last but not least wird ein kleines Heft mit Porträtzeichnungen von Ludwig Hohl hier zum ersten Mal veröffentlicht, in dem er sein ganz persönliches Bild der Schweiz und ihrer Bewohner zeichnet.
Quarto, Zeitschrift des Schweizerischen Literaturarchivs, Nr. 36, Genf: Slatkine, März 2013, CHF 15.-
