Franz Hohlers «Tschipo»

«Schweizer Schätze» habe ich einige, der aktuell liebste Schweizer Schatz ist Tschipo von Franz Hohler. Es gibt drei Bände - Tschipo (1978), Tschipo und die Pinguine (1985) und Tschipo in der Steinzeit (1995) - und in den letzten zwölf Monaten habe ich jeden Band mindestens zweimal und einen (denjenigen mit den Pinguinen) sogar viermal (!) vorgelesen. Sie verstehen den Kontext richtig: ich bin nicht die einzige meiner Familie, deren Schweizer Schatz aktuell Tschipo heisst...

Und so fängt die Geschichte an: «In diesem Buch spielt ein Bub eine ziemliche Rolle, und dieser Bub heisst Tschipo. Nun ist Tschipo eigentlich kein richtiger Name, und richtig hiess der Bub auch anders, nämlich Philipp, bloss nannte ihn niemand so, und das hatte einen Grund. Seine Eltern hatten ihn, als er noch klein war, immer ‹Filippo› gerufen, und als er zu sprechen begann, nannte er sich selbst zuerst Pippo, und dann als er eines Tages das schwere ‹tsch› aussprechen konnte, sagte er zu sich aus lauter Freude darüber Tschipo, und von diesem Namen liess er sich nicht mehr abbringen.» (Tschipo: 1978). Tschipo hat die Eigenschaft sehr stark zu träumen, so stark, dass er aus seinen Träumen immer etwas zurückbehält. Und so gehen wir mit Tschipo und seinem Freund Tschako auf die unglaublichsten (Traum)-Reisen in ferne Länder, zu den unbekannten Inseln Snarcarora, Sinircarora, Snurcarora, zu den Pinguinen in der Antarktis und in die Steinzeit.

Eine Suche nach dem Stichwort Tschipo in Helveticat, dem Katalog der Schweizerischen Nationalbibliothek, ergibt 21 Treffer: 15 in deutscher Sprache, je 2 in französischer und spanischer Sprache und je 1 in Holländisch und Polnisch. Sogar Werkmaterialien für die 4. und 5. Klasse zu Tschipo sind zu finden, ein sicherer Hinweis, dass Tschipo vielen Kindern bekannt ist.

Besonders zu erwähnen ist, dass Franz Hohlers Materialien im Schweizerischen Literaturarchiv liegen und die Entstehung von Tschipo damit dokumentiert von der handschriftlichen Niederschreibung der ersten Idee bis zur Publikation in unserem Haus vorhanden ist:

«Tschipo», handschriftliche Notizen, Archiv Franz Hohler
«Tschipo», handschriftliche Notizen, Archiv Franz Hohler

Die Idee zu Tschipo entstand 1976 in den Sommerferien der Familie Hohler. Auf der Rückseite des Papierblocks mit den handschriftlichen Notizen sind auch die Jass-Resultate der Familie vermerkt - die Ferien in Thassos waren scheinbar vielfältig...

Und es freut mich auch, dass die Hörbuchfassungen von Tschipo von der Schweizer Nationalphonothek in Lugano archiviert werden, die ab 2016 ein weiterer Teil der Schweizerischen Nationalbibliothek wird. Im Infosaal der Schweizerischen Nationalbibliothek können an den speziell für Archivbibliotheken eingerichteten Hörstationen Tschipos Abenteuer in Dialekt von Franz Hohler erzählt gehört werden.

An Tschipo gefällt mir besonders die phantastische Geschichte, die zwar einfach vorzulesen, aber die niemals banal ist. Wir lachen viel, werden in eine andere Welt entführt und ich begegne immer wieder Helvetismen oder anderen Wortspielen, die Franz Hohler für die Kinder aus Deutschland erklärt. Ich werde Tschipo noch einige Male vorlesen...


Elena Balzardi
Vizedirektorin

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