Auf der Suche nach dem Weihnachtsmann oder der Weihnachtsfrau

Sei es für einen Brief an den Weihnachtsmann oder für die guten Wünsche zum Jahreswechsel, im Dezember wird besonders häufig zu Stift und Papier gegriffen. Als Gedächtnis der Schweiz sammelt, erschliesst, konserviert und vermittelt die NB auch Gedichte und andere Texte, die Sie beim Schreiben inspirieren können.

Illustration aus dem Buch «Jack sur le chemin de Noël», die den Weihnachtsmann mit seinem Esel in einem verschneiten Wald zeigt.
Illustration aus «Jack sur le chemin de Noël» von Marie-Ange Voisin und Marianne Schneeberger (H. Messeiller, 2003)
© Marianne Schneeberger

Vor den Festtagen bekommen wir immer wieder Anfragen von Nutzerinnen und Nutzern zum Thema Weihnachten. Bei dieser Gelegenheit verwendet der Recherchedienst der NB auch einen analogen Zettelkatalog, der die Titel und die ersten Zeilen von Gedichten und Liedern enthält. Die Datensammlung entstand von 1977 bis 1989 und verzeichnet die Referenzen von (ausschliesslich schweizerdeutschen) Texten aus 676 Büchern und Zeitschriften des 20. Jahrhunderts. 

Ihnen geht der Anfang eines Gedichts nicht aus dem Kopf, aber der Titel fällt Ihnen einfach nicht ein? Die NB sucht ihn für Sie. So schrieb uns etwa eine Nutzerin, die sich nur noch schwach an ein Lied erinnerte, das sie in den 1960er-Jahren gelernt hatte. Solche Anfragen belegen, wie vielfältig die Arbeit der NB und die Quellen unseres Recherchedienstes sind. 

Briefe ans Christkind ... und an andere 

In dieser Jahreszeit schreiben und zeichnen auch die Kinder, um dem Weihnachtsmann oder dem Christkind ihre Wünsche per Post zu schicken. Seit 1950 hat die Anzahl Briefe deutlich zugenommen: Damals waren es rund 450 pro Jahr, 2021 fast 36 000, davon 60 % aus der französischsprachigen Schweiz. Sie werden im Museum für Kommunikation in Bern aufbewahrt. Eine Zusammenstellung der schönsten Exemplare kann in der NB konsultiert werden. 2014 wurde sie unter dem Titel «Briefe ans Christkind» im Applaus-Verlag in Zürich veröffentlicht. 

Illustration aus dem Buch «Jack sur le chemin de Noël», in der der Weihnachtsmann Geschenke in eine Tasche verstaut, die von seinem Esel getragen wird.
Illustration aus «Jack sur le chemin de Noël» von Marie-Ange Voisin und Marianne Schneeberger (H. Messeiller, 2003)
© Marianne Schneeberger

Es lässt sich feststellen, dass die Kinder das Zeichnen dem Schreiben vorziehen, aber auch, dass die Wünsche nicht immer an das gleiche geschenkebringende Wesen gehen. Es gibt dazu zwar keine Zahlen, aber es scheint, als sei das «Christkind» vor allem in der Deutschschweiz bekannt, während in der Romandie und im Tessin der Weihnachtsmann bevorzugt wird. Das Austauschen von Weihnachtsgeschenken, wie wir es heute kennen, gibt es in der Schweiz übrigens erst seit Ende des 19. Jahrhunderts. Zuvor bekamen die Kinder ihre kleinen Geschenke in den katholischen Regionen vor allem am Nikolaustag, am 6. Dezember, in den protestantischen Gebieten zu Neujahr und im Tessin am Dreikönigstag, am 6. Januar. Da die Reformation die Heiligenverehrung ablehnte, wurde der Heilige Nikolaus in den Weihnachtsbräuchen ab dem 16. Jahrhundert zunächst durch Christus und später durch das Christkind ersetzt, das als Mädchen oder weiss gekleideter Engel dargestellt wurde und die Weihnachtsgeschenke brachte. Im französischsprachigen Wallis wurde es als Poupon Jésus bezeichnet.

Vorsicht vor der Chauchevieille!

Im Kanton Bern verteilten auch andere Figuren wie der Mutti oder Neujahrmutti, der Pelzer oder das Neujahrskind Geschenke. Auch in der Westschweiz waren vor dem Christkind noch andere Figuren bekannt. Im Kanton Waadt war es der Bon-Enfant, ein alter Mann mit weissem Bart, der zuerst an Neujahr und später an Weihnachten Süssigkeiten verteilte. Manchmal wurde er von einer Figur begleitet, die als seine Frau gilt: die Chauchevieille, die die Geschenke vorbereitete, aber auch die Ruten für die ungehorsamen Kinder einpackte. In Genf war es ein Wesen namens Chalande (die Bezeichnung für Weihnachten in Patois), das an Heiligabend durch den Kamin stieg und «Annailles» (Hasel- oder Baumnüsse) brachte. Später wurde daraus der Père Chalande, der dem Bon-Enfant aus dem Waadtland glich. Im Jura brachten Weihnachtsfrauen die Geschenke. In der Ajoie war es Tante Arie, die an Heiligabend begleitet von ihrem Esel die Familien besuchte. Im Berner Jura und im Kanton Neuenburg gab es die Dame de Noël, die ein weisses Brautkleid trug und ihr Gesicht unter einem Schleier versteckte. Mit einem Glöckchen kündigte sie an Heiligabend oder am Weihnachtstag ihr Kommen an. In Tavannes wurde sie vom Heiligen Nikolaus begleitet. Bevor die Kinder ihre Geschenke bekamen, trugen sie ihr Lieder oder Gedichte vor und mussten versprechen, brav zu sein und ihre Suppe zu essen! 

An wen Sie Ihre Wünsche auch richten und wie auch immer Sie die Festtage verbringen werden, in der NB finden Sie Geschichten, Gedichte und Lieder zu Weihnachten, die Sie beim Schreiben Ihrer Wunschkarten oder für das gesellige Beisammensein zum Jahresende inspirieren werden.

Literatur und Quellen

Letzte Änderung 20.12.2022

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