Ludwig Hohls «Berichte»: Nachlassedition

Die Edition von Ludwig Hohls «Berichten» präsentiert fünf bislang unbekannte Texte (in vier Bänden) aus dem Nachlass des Autors, die in den 1930er und 1940er Jahren entstanden, zu Lebzeiten und darüber hinaus jedoch unveröffentlicht geblieben sind. Eine Entdeckung aus dem Archiv.

4 Bände mit 5 unveröffentlichten Texten aus dem Nachlass Ludwig Hohl
Ludwig Hohl: Die Edition der «Berichte» in der Bibliothek Suhrkamp
© Suhrkamp Verlag

Ludwig Hohl ist der Kultautor der Schweizer Literatur. Als Prosaist («Bergfahrt» und «Nächtlicher Weg») und Notizenschreiber («Die Notizen», «Nuancen und Details») erlangte er Bekanntheit und wurde u.a. mit dem Petrarca-Preis ausgezeichnet. Nun ist es an der Zeit, den Autor von einer neuen Seite kennen zu lernen. Neben Erzählungen und Notizen verfasste er auch sogenannte «Berichte», die zu Lebzeiten nie erschienen sind, nun aber aus dem Nachlass, der im Schweizerischen Literaturarchiv aufbewahrt wird, erstmals veröffentlicht werden.

In roher, weitgehend unstilisierter Sprache, aber mit existenzieller Wucht und Eindringlichkeit schildert der Autor prägende Erfahrungen aus seinem Leben: die rauschhaften Nächte in der Pariser Bohème, die spätere Konfrontation mit einem heruntergekommenen Montparnasse-Künstler, seine Inhaftierung im Genfer Gefängnis Saint-Antoine sowie sein Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik in Paris und last but not least sein jahrelanger Rechtskampf gegen den Artemis-Verlag, der sich weigerte den zweiten Teil von «Die Notizen» herauszugeben.

Hohl wählt für diese Form der rohen, unverstellten Dokumentation selbst den Begriff «Bericht», einen Text jedoch, der diesem Komplex zugehört, gestaltet der Autor als Novelle, die aber stilistisch wie formal alle Merkmale der anderen Berichte aufweist. In «Die seltsame Wendung» entwickelt Hohl die besondere Erzähltechnik einer unmittelbar an innerer wie äusserer Ereignishaftigkeit orientierten Sprache, unter bewusster Missachtung einer syntaktischen oder rhetorischen Wohlgeformtheit – eine Art écriture brute, die er in den folgenden Berichten weiterführt und die zum Zweck hat, das Erlebte bruchlos einzufangen.

In ihrer sprachlichen Wucht zeigen die «Berichte» den Autor Ludwig Hohl in ganz neuem Licht: spontaner, schonungsloser und vor allem viel selbstoffenbarender als alles, was man bislang von ihm kennt.

Die Edition wurde in Zusammenarbeit mit der Ludwig Hohl Stiftung und dem Suhrkamp Verlag für die Publikation vorbereitet.

Bibliografische Angaben

Ludwig Hohls «Berichte». Leseausgabe in vier Bänden der Bibliothek Suhrkamp, im Auftrag der Ludwig Hohl Stiftung aus dem Nachlass kommentiert und mit Begleitmaterialien herausgegeben von Bettina Mosca-Rau und Magnus Wieland.

Letzte Änderung 08.04.2024

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