Neuzugänge im Schweizerischen Literaturarchiv: Nachlass Jürg Laederach, Archiv Birgit Kempker, Fotoarchiv Yvonne Böhler
Bern, 07.12.2021 - Das Schweizerische Literaturarchiv (SLA) der Schweizerischen Nationalbibliothek verzeichnet drei bedeutende Neuzugänge: Es erwarb den Nachlass des Schriftstellers Jürg Laederach (1945–2018) sowie das Archiv der Schriftstellerin, Essayistin, Hörspiel-Autorin, Video- und Installationskünstlerin Birgit Kempker (*1956) und konnte so seine Bestände zur experimentellen Literatur aus der Schweiz ausweiten. Das Fotoarchiv von Yvonne Böhler (*1941) mit Aufnahmen der Schweizer Literaturszene seit den 1970er Jahren, welche die literarischen Bestände des SLA sehr gut ergänzen, kann es als Schenkung übernehmen.
Mit dem Nachlass von Jürg Laederach (1945–2018) und dem Archiv von Birgit Kempker (*1956) hat das Schweizerische Literaturarchiv (SLA) zwei eminente Bestände zur experimentellen Literatur aus der Schweiz erworben. Das Fotoarchiv von Yvonne Böhler (*1941), das als Schenkung ins SLA kommt, dokumentiert die Schweizer Literaturszene seit den 1970er Jahren.
Nachlass Jürg Laederach: führender Vertreter der experimentellen Literatur in der Schweiz
Der Basler Schriftsteller Jürg Laederach (1945–2018) hat ab 1974 ein umfassendes, mehrheitlich im Suhrkamp Verlag publiziertes Werk mit Romanen, Erzählungen, Essays, Theaterstücken und Hörspielen veröffentlicht. Bekannte Titel sind etwa 69 Arten den Blues zu spielen, Das ganze Leben oder Emanuel. Hinzu kommt eine reiche Übersetzungstätigkeit avantgardistischer amerikanischer und französischer Literatur. Auch als Jazzmusiker und -kritiker war Laederach tätig. Er gilt als einer der führenden Vertreter der experimentellen Literatur in der Schweiz, mit Ausstrahlung in den ganzen deutschen Sprachraum. Der Nachlass deckt die ganze Schaffenszeit von Jürg Laederach ab und enthält insbesondere reiches Manuskriptmaterial aus den frühen Jahren und ein Briefwerk, das in der Sprachqualität und spielerischen Vielfalt Laederachs literarischem Schaffen zuzurechnen ist.
Literarisches Archiv von Birgit Kempker: die experimentelle Arbeit mit Sprache, Schrift, Bild
Die Schriftstellerin, Essayistin, Hörspiel-Autorin, Video- und Installationskünstlerin Birgit Kempker (*1956 in Wuppertal, ab 1990 wohnhaft in Basel) zählt seit ihrem Doppeldebüt – 1986 erscheinen die beiden Bücher Der Paralleltäter und Schnee in der Allee – zu den unkonventionellen und avanciertesten Stimmen der Gegenwartsliteratur. So vielgestaltig und experimentell wie ihr Werk ist auch ihr Archiv. Es macht sichtbar, was an der Textoberfläche verborgen bleibt: die materialgeleitete Arbeit mit Sprache, Schrift und Bild. Die oft collagierten und mit Zeichnungen versehenen Manuskripte, Notizhefte, Briefe und Tagebücher sind gestaltete Artefakte und eröffnen ein eigenes Universum parallel zum publizierten Werk. Das Papierarchiv wird ergänzt durch einen umfangreichen digitalen Fundus mit teilweise exklusivem audiovisuellen Roh- und Schnittmaterial.
Yvonne Böhlers Fotoarchiv: Porträts der Literaturszene Schweiz
Yvonne Böhler (*1941 in Basel) arbeitete nach der Ausbildung an der Dolmetscherschule in Zürich als Texterin und Übersetzerin. Während ihres Aufenthalts in den USA absolvierte sie eine Fotoausbildung an der Binghamton University. Als Fotografin hat sie immer wieder Personen des literarischen Lebens in der Schweiz porträtiert. Auf diese Weise ist ein umfangreiches Fotoarchiv zur Schweizer Literatur entstanden, das Yvonne Böhler nun dem SLA übergeben hat. Sie lebt als freischaffende Fotografin in Zürich und Sonzier (Kanton Waadt).
Das Schweizerische Literaturarchiv gehört zur Schweizerischen Nationalbibliothek und wurde 1991 auf Anstoss von Friedrich Dürrenmatt gegründet. Es betreut zahlreiche literarische Nachlässe, Archive und Autorenbibliotheken des 20. und 21. Jahrhunderts.
Die Schweizerische Nationalbibliothek sammelt Helvetica – Texte, Bilder und Töne der Schweiz – und sichert mit ihren Sammlungen das kollektive Gedächtnis der Schweiz. In Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ermöglicht sie einen breiten Zugang zum kulturellen Erbe des Landes. Als zentrale Gedächtnisinstitution schlägt die Nationalbibliothek eine Brücke von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft. Sie spiegelt dabei die Vielfalt sowie die Mehrsprachigkeit des Landes und fördert Gemeinschaft und Innovation.
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